"I have a dream!"
Ja, ich wähle absichtlich diesen Satz, denn mein Hobby Nähen ist mir sehr wichtig. Es hat einen hohen Stellewert in meinem Leben.
Aber welchen Traum habe ich? Ganz einfach: Ich träume von dem perfekten Blazer.
Bei meinem neuen Projekt versuche ich, mein Wissen und Können einfließen zu lassen. Gut - das versuche ich immer, nur diesmal soll es noch ein kleinwenig mehr Einsatz geben. (Was immer das heißen mag!?!)
Wieso komme ich gerade jetzt auf die Idee? Ich war Anfang April beim Nähtreffen in Bielefeld. Nochmals "Dankeschön" an die Initiatorinnen: Mema, Bunte Kleider, Das Büro für schöne Dinge. (Ihr habt mir ein wunderschönes Wochenende bereitet.) Dort trug ich einen Mantel und der war ansich nicht schlecht, aber.... Kennt ihr das? Es stört etwas. Man kann es nicht erklären, aber es ist nicht stimmig. Irgendwann bemerkte ich die Mehrweite über meinem Busen und dann war
es vorbei. Ich sah nur noch diese Mehrweite. Ich fand der ganze Mantel
bestand aus Mehrweite. Fazit: Ich hatte keinen Spaß mehr an meinem
Mantel!
Montags darauf war ich in Kassel und bin zu meinem
Stoffdealer gepilgert, um Hilfe zu erflehen. Diese wurde mir auch
gewährt - nix mehr mit Mehrweite - hähä - einfach weggesteckt. (Nur noch ein bisschen Weite. Nein, ich kann nicht zufrieden sein!)
Erstaunlicherweise
musste ich Frau Spohr (die hilfreiche Stoffverkäuferin) erst auf mein Problem Aufmerksam machen. Beim ersten
Betrachten fiel es ihr gar nicht auf. Da wurde mir klar, dass ich
selbst mein schlimmster Kritiker bin.
Weiterhin erklärte mir Frau
Spohr, dass sie über wenig Grundschnitte verfüge. Diese aber
auf ihren Körper angepasst und für ihre Statur geeignet seien. Ich glaube sogar, dass es wesentlich wichtiger ist, dass die Schnitte zur Statur passen als dass sie zu 95 % perfekt ausgearbeitet sind.
Momentan bin ich also dabei meinen Grundschnitt zu entwickeln. Nein, nicht die fortgeschrittenen Version. Ich passe einen vorhandenen Schnitt auf meine Statur an. Ausgewählt habe ich den Blazerschnitt 4610 von Butterick.
Mir gefällt das tiefe Revers, die Wienernähte im Vorder- und Rückenteil, der vordere Abnäher, die rückwärtige Rückennaht und der zweiteilige Ärmel. Für meine Figur ist der Schnitt gut geeignet, da ich an den verhandenen Nähten den Schnitt auf Figur bringen kann und das tiefe Revers sollte meiner Oberweite schmeicheln. (Diese Aussage stammt nicht von mir, sondern ist aus diversen Stilratgebern entnommen.)
Als erstes habe ich mich ausgemessen: 90 - 60 - 90!
Na ja, fast: 101 - 81 - 104.
Da ich über ein respektables D/E-Körbchen verfüge, habe ich ebenfalls den Umfang über dem Busen gemessen und diesen Wert in die Größenwahl einfließen lassen.
Die Schnittteile habe ich auf Folie gezeichnet und die gröbsten Änderungen durchgeführt. Bei mir ist das die Verlegung des Brustpunktes sowie eine FBA mit 2,5 cm. Anregungen habe ich mir aus dem Craftsy-Kurs "Adjust the bust" von Kathleen Cheetham geholt.
Blöderweise habe ich da auch schon die Hohlkreuzänderung durchgeführt. Memo an mich: Nie wieder! Erst auf das Nesselmodell warten.
Danach habe ich die Folienteile fein ordentlich auf meinen fadengeraden gebügelten - nicht vorgewaschenen - Nessel gelegt und jede Markierung übertragen. (Ganz stolz auf mich bin!)
Die ausgeschnittenen Nesselteile zusammengenäht und die ersten Proben durchgeführt.
Den Prozess des Steckens, des Nähens, des Erkennens, des Trennens, des Steckens, des Nähens, das Erkennens, ... verkürzen wir jetzt mal ungemein.
Wo ist er denn? Ja, wo ist er denn? Verdammt - wo ist mein Rücken?
(Große Hilfe ist meine "Emma". Still und geduldig harrt sie aus. Laura hat mit Klebestreifen ein Modell meines Körpers gefertigt und diesen habe ich meiner alten Schneiderpuppe übergestülpt. Leider macht die Erdanziehungskraft auch meiner "Emma" zu schaffen und entscheidende Merkmale sind bereits nach unten verrutscht.)
Einige Dinge kann ich an der Puppe besser erkennen. Zum Beispiel der Sitz des Ärmels. Der Fadenlauf sollte lotgerecht nach unten fallen. Dies ist auch tatsächlich der Fall, auch wenn es auf dem Foto anders erscheint.
Jedenfalls habe ich geschaut, gemacht, getan - genäht, gesteckt, getrennt, erkannt. Aber irgendwann ist halt mal gut - aus - schluss - reicht - besser kann und will ich nicht!
Diesen ganzen trockenen Text muss man ersteinmal verdauen. Wie es weitergeht, werde ich dann in den nächsten Tagen berichten.
Tschüss
Martina
PS:
Wie heißt es so schön "Konstruktive Kritik ist durchaus erwünscht". Im Idealfall kann man ja etwas Neues lernen.