Samstag, 28. November 2020

Back to the Past

Ich möchte euch heute meinen "neuen" Mantel präsentieren. Neu im Sinne von: Ich bin dann auch mal fertig geworden. Begonnen hatte ich den Mantel auf der anNÄHerung Bielefeld im Jahre 2019. (Mädels, ich vermisse euch!) Damals lief auch alles ganz wunderbar und ich ging davon aus, im Frühjahr 2019 das Mäntelchen zu tragen. Großer Irrtum, denn ich hatte den Riesenfehler gemacht, ohne ein Probemodell herzustellen, frisch und frei mit dem Original-Mantel loszulegen. 


Die Idee zu dem Mantel hatte ich schon sehr lange. Die Idee basiert auf dem MAX MARA-Mantel ICON COAT 101801. Dieser Mantel hatte sein Depüt im Jahre 1981 und wird noch bis heute produziert. Hier ein kleiner Auszug aus der aktuellen Werbebroschüre von MAX MARA zu diesem Mantel: "Sein unumstößliches Design strahlt eine beruhigende Kontinuität aus. Perfekte Proportionen und ein weiblicher, figurschmeichelnder Schnitt machen ihn zu einem Favoriten unter Frauen weltweit." Okay, eine beruhigende Kontinuität ist immer gut - vor allem in diesem Jahr!


Schnitt:

Stoff:
Oberstoff: 80 % Schurwolle, 20 % Alpaka von Anita Pavani Stoffe
Futter: 100 % Viskose vom Stoffhaus am KÖ

Änderung/Verarbeitung:
Die nach MAX MARA versprochenen "Perfekten Proportionen" hatte ich nach meiner ersten! Anprobe so überhaupt nicht finden können. Es sei denn, ich hätte mir einen Bademantel für die Arktis nähen wollen, der mich voll und ganz einhüllt. Die Anprobe war ein einziges Desaster. Fürchterlich. Grausam. Und ... ich war selbst Schuld! Ohne Probemodell sich auf so etwas einzulassen. Ja, sag mal - wie blöd war ich denn! 


Wenigstens die Länge hätte ich überprüfen können. Aber nein, hatte ich nicht und somit ging mir der Mantel bis zu den Zehenspitzen und die Taschen saßen auf Höhe der Oberschenkel. Vollkommen unpraktisch! Dies alles wäre nun wirklich kein Problem gewesen, hätte ich nicht die Nahtzugaben fein säuberlich mit "exakten" ein Zentimeter langen Handstichen fixiert. Diese Stiche sind gleichzeitig ein Erkennungsmerkmal des Mantels und somit unverzichtbar. (Ja, und es ist ein wahre OHM-Aufgabe, sie zu sticheln.) 













Meine Nählehrerin Monika vom Stoffhaus am KÖ half mir, den Mantel in eine brauchbare Version abzuändern. Wir kürzten den Mantel von oben, da ich bereits die Taschen eingesetzt und die Paspelknopflöcher eingearbeitet hatte. Apropos die Paspelknopflöcher! Auf der anNÄHerung Bielefeld lehrte mich drehumdiebolzeningenieur, wie man Paspelknopflöcher anfertigt. Die Anleitung war so genial, dass ich im Paspelknopflöcher-Nähwahn war und anstatt der benötigten vier gleich acht angefertigt hatte. (Ich habe dann die zu viel angefertigten Knopflöcher ordentlich gestopft und jeweils einen großen Knopf darauf gesetzt. Das nennt man dann Designelement.)













Die Belege, die Ärmelausschnitte und das Futter hatten wir auch allesamt abgeändert, aber mir war die Lust an dem Mantel wahrlich vergangen.

Im Herbst diesen Jahres rief grenzgaenger-design zu einem gemeinsamen Mantelnähen auf. Juchhu, große Freude - ich mache mit! Denn ich hatte mir einen wunderbaren Brokat gegönnt, der sich in einen Statement-Mantel verwandeln soll. Ich wartete nur noch auf den Schnitt - ein Vintage-Schnitt von 1963 aus England. 


Beim Warten fiel mir ein, dass da ja noch ein anderer Mantel auf seine Fertigstellung wartete. In dem Moment hatte ich mir geschworen, erst das halbfertige Teil zu beenden, bevor ich etwas Neues beginne!
Die Bestandsaufnahme war am schlimmsten: Was wurde bereits abgeändert und wie weit bzw. was muss noch getan werden? Als dieser Schritt bewältigt war, lief es einigermaßen rund.

Das Einsetzen der Raglanärmel und die Verarbeitung des Ärmelsaumes waren allerdings noch einmal eine große Herausforderung. Auf einem You-Tube-Video fand ich eine Hobbyschneiderin, die ebenfalls diesen Mantel genäht und dies filmisch dokumentiert hatte. Alles auf russisch, aber Bilder sagen mehr als Worte.

Abends saß ich beim Fernsehen und stichelte "exakte" ein Zentimeter lange Handstiche. In meinem Buch "Alles selbstgenäht" von The Reader's Digest las ich nach, wie ich am Beleg die Paspelknopflöcher weiter verarbeiten muss. Auf dem Wohnzimmerboden kroch ich herum, um die Länge des Futters mit der Mantellänge abzugleichen. Ja und dann, dann war es vollbracht!


Fazit:
Ehrlich - ich bin gespalten! Es ist ganz schön viel Mantel. Einerseits liebe ich es, mich in den Mantel einzuhüllen und mich liebkosen zu lassen - andererseits erschlägt mich die Maße vom Material und Schnitt.

Erschwerend kommt hinzu, dass ich so gar keine Gelegenheit habe, diesen Mantel auszuführen. Mir geht es wie so vielen anderen auch, zu Hause ist es momentan am besten. Essen gehen - wohin? Shopping-Touren - nicht unbedingt! Kulturelle Veranstaltungen - eher dürftig. Aber dieser Mantel lebt für solche Dinge. Er will ins Scheinwerferlicht!

Ich glaube, im nächsten Jahr wird er die Aufmerksamkeit bekommen, die er haben möchte. Ich freue mich bereits auf den ersten hemmungslosen Frühlings-Einkaufsnachmittag in Kassel. Draußen auf dem Friedrichsplatz einen Latte Macchiato schlürfen und sich in dem MAX MARA inspirierten Mantel wärmen und sich gut gehen lassen.

Bis dann - bleibt gesund -

Martina

Nachspann:
Mantel - MaxLau
weiße Bluse - Paraphrase
Jeans - W.W. Wood Wood Demin
Schuhe - Unisa
Tasche - mein Schatz!
Hut - so etwas habe ich auch



Freitag, 20. November 2020

WKSA 2020 - Folge 1

Wow, so ziemlich genau vor einem Jahr habe ich hier das letzte Mal geschrieben. Einerseits hat dieses Jahr meine Aktivitäten auf Eis gelegt und andererseits ist es so verdammt schnell rumgegangen. Verrückt!

Aber ich möchte hier nicht jammern und klagen. Nein, ich möchte hier jauchzen und jubilieren, denn der MMM ruft zum alljährlich gemeinsamen Nähen eines weihnachtlichen Outfits auf. Da meine persönlichen Nähkontakte fast gleich Null waren, möchte ich an dieser gemeinschaftlichen Aktion gerne teilnehmen. 

Mein Weihnachtskleid wird dieses Jahr recht unspektakulär. Kein Weihnachtsball, keine Ballettaufführungen, keine Theaterbesuche, die eine WOW-Kreation rechtfertigen würden. (Und somit den Freifahrtschein für einen widersinnig teuren - vielleicht sogar unnötigen - Stoffeinkauf!)

 

 WKSA 2019 - Im Vollrausch des Stoffes

 

WKSA 2014 - Was kostet die Welt!

Obwohl - kurz wurde ich schwach und zwar beim Anblick des RIANI-Kleides aus der aktuellen Burdastyle 12/2020. Ich war auch schon dabei, passenden Stoff für dieses Projekt zu suchen - bin aber nicht fündig geworden. Es scheiterte schlicht an einer entsprechenden Spitze. Außerdem wollte ich auch nichts Schwarzes. Aber … der Schnitt ist abgespeichert. Da kommt noch was!

So, nun dann also zu meinem geplanten Objekt. Es wird ein Kleid basierend auf dem Grasser Schnitt 571

Bildquelle:  https://grasser.ru/vykrojki/platya/plate-vykroyka-571/

Einen ähnlichen Schnitt gibt es bei Burda - caroku hat diesen Schnitt für ihr Weihnachtskleid vorgestellt. Ihr Kleid gefällt mir außerordentlich gut. Ich bin aber bekennender Grasser-Fan. Die Schnitte passen mir. Da sind nicht ganz so viele Änderungen nötig wie es bei Burda und mir der Fall ist und daher meine Entscheidung für Grasser.

 
 
Der Stoff stammt aus meinem gut bestückten privaten Stofflager. Er war für das Anna-Dress von By Hand London geplant. Der Stoff ist ein samtiges glitschiges Etwas. Die Zusammensetzung weiß ich nicht mehr. (Es ist allerdings nichts Natürliches dabei.) Die Stofflänge beträgt 2,40 m bzw. sind es zwei Rapporte à 1,20 m. Da ich ein Maxi-Kleid haben möchte, heißt es natürlich wieder einmal puzzeln. Wie es bei mir weitergeht, könnt ihr dann in Folge 

22.11. Es läuft wie am Schnürchen oder es wird Hilfe gebraucht

nachlesen.

Die nächsten Folgen sind dann noch:

06.12. Auf der Zielgeraden oder noch kurzfristig für was ganz anderes entschieden 

20.12. Finale mit ein, zwei oder drei neuen Outfits für den Weihnachtsabend

Ich freue mich riesig, Teil dieser großartigen Community zu sein und bin dankbar, dass es Euch - liebes Me-Made-Mittwoch-Team - gibt. Es hängt viel Zeit dran und ist bestimmt auch nervenaufreibend. Aber Ihr schafft es immer wieder, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Vielen Dank dafür!

Tschüss bis bald

Martina